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Grußwort der Almgenossenschaft

Wir Almbauern freuen uns und sind stolz darauf, am 29. Juni 2003 das 75-jährige Bestehen der Almgenossenschaft Freidling gefeiert zu haben.
Seit 1928 waren unsere Vorfahren und wir stets bemüht, die Stoißer Alm zu dem zu machen, was sie heute ist.

Selbstloser Einsatz war oft notwendig, seitens der Bauern, wie auch der Sennerinnen. Ihnen allen danken wir recht herzlich. Auch in schweren Zeiten, besonders nach den beiden schweren Brandkatastropfen 1945 und 1967 war es nur durch den guten Zusammenhalt aller Mitglieder möglich, den Weiterbestand der Stoißer Alm zu sichern.

Für die Zukunft wünschen wir gute Zusammenarbeit innerhalb der Almgenossenschaft und den Besuchern hier oben Freude und Entspannung.

Ihre Almgenossenschaft

Das weite Land über Salzburg, der Untersberg, Hochstaufen, Zwiesel, Loferer Steinberge, Rauschberg ............, weit schweift der Blick über das Land, über die Berge, Felder und Wiesen des Chiemgaus, Salzburger- und Berchtesgadener Landes. Möglichkeiten einer leichten  Wanderung aus allen Himmelsrichtungen, eine wunderbare Aussicht,  eine gute Brotzeit – was will das Herz noch mehr!
Nur zufriedene, fröhliche Gesichter sehe ich hier, froh, nach der Anstrengung des Aufstieges entweder zu Fuß oder per Rad das Ziel erreicht zu haben. Auf der Stoißeralm auf dem Teisenberg (1334 m) raste ich aus vom Alltag, genieße die Berge, schaue dem Jungvieh zu, wie es sich die besten Kräuter aussucht. Die Gedanken gehen zurück: Was war hier früher? Wer lebte hier? Wer baute diese Stoißeralm zu dem aus, was sie heute ist? Wieso genießt dieses herrliche Fleckchen Erde bei Jung und Alt so große Beliebtheit? -
- Meine Suche nach Antwort führte mich zu Johann Aschauer nach Hub (verstorben 2021), dem Vorstand der Freidlinger Almgenossenschaft von 1971 - 1995. Er erzählte die Geschichte der Stoißeralm, - so interessant, wie sie für uns nur die Geschichte schreiben kann - festgehalten im Buch "Teisendorfer Geschichten - Vorgestern - Gestern - Heute (erschienen 2006).
Eure Rosi Fürmann

Man schreibt das Jahr 1928.
Der Bauer von Hinterstoiß am Stoißberg - Korbinian Pointner - (Gmd. Anger) verkauft sein Anwesen samt dem Hälfteanteil der Stoißer Alm (Oberstoißer Alm) auf dem Teisenberg, um damit den Kauf des Bauernhofes Espannhausen auf der Öd Gmd. Teisendorf zu finanzieren.
Dies ruft die Freidlinger Bauern auf den Plan, verloren sie doch 1926 ihr für sie existenziell notwendiges Schafweiderecht am Teisenberg. Sie hatten durch die Forstämter das Recht gehabt, so viele Tiere, wie sie den Winter über im heimischen Stall füttern konnten, den Sommer über auf dem damals komplett eingezäunten Teisenberg weiden zu lassen. Hierfür als Ersatz kommt nun dieses zum Verkauf stehende Anwesen am Stoißberg mitsamt der Alm gerade recht. 26 Bauern stimmen bei einer eiligst einberufenen Versammlung trotz in diesen schlechten Zeiten erheblicher finanzieller Schwierigkeiten sofort dem Kauf zu, gründen zu Kauf und Bewirtschaftung die Genossenschaft und wählen Johann Aschauer, Bauer von Hub, zum 1. Vorstand.
Jeder setzt 625.- RM ein, was dem Gegenwert von fünf eben vom Forstamt abgelösten Schafweiderechten entspricht. Zur teilweisen Finanzierung des verbleibenden Betrages auf den kompletten Kaufpreis von 65.000.-  RM veräußern die Freidlinger das Bauernhaus am Stoißberg und den dazugehörigen Wald. 30 Tagwerk Grund und Boden bleiben ihnen vom Hinterstoißer-Anwesen am Stoißberg.

Viele Höhen und Tiefen durchlebt die Almgenossenschaft seit ihrer Gründung.
Trotz großer Hindernisse bleibt die Schankerlaubnis erhalten, ein für heute unverzichtbares Recht. Die Weltwirtschaftskrise beginnend 1929 lässt den Schuldenberg nicht kleiner werden, der Verkauf eines 17 Tagwerk großen Waldgrundstückes am Kohlhäusl um 28.000.- RM  an die Brauerei Wieninger hilft.
Die 130 Jahre alte Almhütte entspricht jetzt nicht mehr den Anforderungen, wird deshalb 1936 bis zur Stallung erneuert.
1945 schießen dann die Amerikaner auf der Suche nach SS-Soldaten die neu erbaute Ober- und auch die Unterstoißeralm in Brand. Mit enormer Anstrengung – es gibt keine Fahrstraße auf die Alm, ein Ziehweg führt vom Stoißberg weg, einer von Freidling – bringen Fuhrwerke meist erst nach oder bereits vor dem normalen Arbeitstag das Baumaterial auf den Berg. Viele Tagwerke sind nötig.
Die Stoißeralm ersteht unter Leitung des Zimmerermeisters Max Eisl. Pfarrer Kern – ein gebürtiger Freidlinger – weiht die Alm im Juni 1946. Den Wiederaufbau der am heutigen unteren Almzaun von Anger aus liegenden Unterstoißer Alm kann sich der Oberstoißer nicht mehr leisten und tauscht gegen Grund und Boden am Stoißberg mit den Freidlingern. Somit gehört die gesamte Almfläche der Genossenschaft.

Der wohl schwärzeste Tag der Geschichte der Alm: 16. Februar 1967 – die Alm brennt lichterloh. Drei Soldaten finden im Flammeninferno den Tod.
Bei der Winterübung der Gebirgsjägerkompanie Bad Reichenhall wird die Alm zur Todesfalle. Sie brennt bis auf die Grundmauern nieder.
Der Wiederaufbau ist keine Frage, vielmehr die finanzielle Beteiligung von Versicherung und Bund. Aber auch hier trifft das Sprichwort: Schwierigkeiten sind dazu da, gemeistert zu werden.
In gleichem Aussehen, jedoch mit besserer Innenausstattung unter Leitung von Zimmerermeister Josef Eisl jun. neu erbaut, weiht Pfarrer Lindauer die Alm im Juli 1967.

Kennen die Bergbegeisterten und sportlich Ambitionierten die Alm als Ausflugsziel für den schnellen Berggenuss, die Familie mit Kindern als Einstieg für leichte Bergwanderungen, kennen viele die Alm als wöchentlichen Treff und die Skibergsteiger als Wintergenuss, so war und ist sie auch heute im Sommer befahren mit Vieh. Die Hauptarbeit der Sennerinnen macht aber immer mehr die Bewirtung der hungrigen und durstigen Gäste. Gerade die Bewirtung der Bergwanderer und -radler stellt die Genossenschaft vor neue Herausforderungen: Die Ausstattung der Alm ist stets auf den neuesten Stand zu bringen in Bezug auf die Versorgung mit Strom und sauberem Trinkwasser, auf die Ausstattung der Gast- und Schlafräume und der Küche.

„Diese Herausforderungen immer wieder zu bewältigen, habe ich mein Amt 1995 in jüngere Hände übergeben.
Mit diesen Worten beschließt Johann Aschauer sen. seine Erzählungen, seine Geschichte der Stoißeralm.

Ein Almsommer ist jedes Jahr geprägt von kirchlichen und weltlichen Feiern.
Im Frühsommer erfogt der Almauftrieb, abhängig vom Wetter und vom Zustand der Weidenflächen. Im Juli findet alljährlich der Gottesdienst für die lebenden und verstorbenen Mitglieder der Almgenossenschaft statt. Die Kolpingsfamilie wandert zur Maiandacht hinauf und hält im August ihre Gedenkmesse.

Bei gutem Sommerwetter suchen Pfarreien der umliegenden Orte die Almkapelle auf.

Am 1. Sonntag im August hält der TSV-Teisendorf sein traditionelles Bergturnfest auf dem Almgelände ab. Der Almabtrieb Mitte September ist immer wieder ein großes Ereignis für Einheimische und Feriengäste.
Und - auch im Winter "lebt" die Alm, wenn die Bergsportgruppe Teisenberg die Kellerräume am Wochenende (Samstag, Sonntag) bezieht und sich um die Almhütte kümmert.

I dank dir fürs Landl,
seine See, seine Berg,
seine Leit, seine Kinder,
seine Künstler ihr Werk.

I dank dir für d'Ahndln,
de mir allzamm ham gebn,
wos ma not duat, was ma guat is
für a menschliches Lebn.

I dank dir für d'Hoamat,
wo i leb, wo i lieb,
wo i arbat und werklt,
wo i rast, wo i stirb.

(Dankgebet von Stephan Metzger)